SOLINGEN Crefo Factoring hörte sich bei 250 Mittelständlern mit 10 bis 500 Mitarbeitern um. Öffentliche Auftraggeber lassen sich im Vergleich zum Vorjahr etwas mehr Zeit. Banken geben vorsichtiger Geld.
Das Geld fließt: Fast 98 Prozent der hiesigen Mittelständler beurteilen die Zahlungsweise ihrer Kunden als befriedigend (23,6 Prozent), gut (60,7 Prozent) oder sogar sehr gut (13,5 Prozent). Das ergibt eine Durchschnittsnote von 2,1 – und damit eine leichte Verbesserung zum Vorjahr (2,2). Das jedenfalls belegt die Frühjahrsumfrage von Crefo Factoring im Bereich von Solingen, Remscheid und Leverkusen. Die Daten kommen von 250 Unternehmen mit 10 bis 500 Mitarbeitern; mehr als die Hälfte der teilnehmenden Firmen beschäftigen bis zu 20 Männer und Frauen.
90 Prozent der Befragten hatten ihr Geld innerhalb von 30 Tagen auf dem Konto. 4,5 Prozent warteten aber bis zu 90 Tage (Bundesdurchschnitt: 1,7 Prozent). „Bei der Bewertung dieser Zahlen ist sicherlich der spezifische Branchenmix der Region zu berücksichtigen, bei dem die exportorientierte metallverarbeitende Industrie eine wichtige Rolle spielt“, erläutert Crefo-Factoring-Geschäftsführer Andreas Koch. Nach Branchen sortiert, werden vor allem Händler-Rechnungen flott beglichen.
Die Crefo Factoring Rhein-Wupper GmbH an der Kuller Straße ist Teil der Creditreform-Gruppe und betreut nach eigenen Angaben 114 Kunden. Für sie wurden im vergangenen Jahr mehr als 68.000 Rechnungen abgewickelt, von denen fast jede neunte ins Ausland ging. In einer ähnlichen Größenordnung mussten Rechnungen angemahnt werden. Bei Forderungen in Höhe von 167.000 Euro blieb zunächst eine Zahlung aus; sie gingen ans Creditreform Inkasso. Eine Factoring-Gesellschaft übernimmt für ihre Kunden das Ausfallrisiko. 2021 waren das bei Crefo Factoring 33.000 Euro, 0,02 Prozent des Factoring-Umsatzes.
Einige öffentliche Auftraggeber ließen sich dagegen, im Vergleich zum Vorjahr, deutlich mehr Zeit: Jeweils fast sechs Prozent der Befragten warteten bis zu 90 Tage oder noch länger auf den Geldeingang. 2021 konnten alle „öffentlichen“ Rechnungen innerhalb von 60 Tagen abgehakt werden.
Auch mussten Rechnungen wieder ganz abgeschrieben werden – aber in etwas kleinerem Rahmen als im Bundesgebiet. Über Forderungsverluste in Höhe von 0,0 bis 0,1 Prozent berichten in der Region fast 70 Prozent der Befragten. Mehr als ein Prozent war es nur bei jedem 17. Unternehmen. Die geringsten Forderungsverluste melden Industrie und Handel; Dienstleister und Bauwirtschaft stehen sich etwas schlechter. Bei etwa jedem achten aller Befragten gab es Verluste, weil Kunden insolvent geworden sind.
Gut 60 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe haben ihren Sitz in den drei Großstädten – wobei Remscheid eine Sonderrolle einnimmt: Während der Mittelstand in Solingen und Leverkusen beispielsweise eine 2,1 für die Zahlungsmoral vergibt, reicht es in der Seestadt auf dem Berge nur für eine 2,6. Auch beim Eigenkapital hinken Remscheider Firmen hinterher: Auf mehr als 30 Prozent Eigenkapitalanteil an der Bilanzsumme kommt in Leverkusen (50 Prozent) und Solingen (48 Prozent) etwa jedes zweite Unternehmen, in Remscheid aber nur knapp jedes dritte (30,8 Prozent). Unter dem Strich schneidet die Region mit 42 Prozent aber besser ab als der Mittelstand insgesamt (34 Prozent).
Fast 58 Prozent der erfassten Firmen arbeiten zurzeit mit Krediten, hauptsächlich zur Finanzierung von Maschinen, Anlagen, Fahrzeugen und Einrichtungen (67 Prozent), aber auch für Immobilien und Baukosten (35 Prozent) sowie zur Umsatzfinanzierung (33 Prozent) und der des Warenlagers (20 Prozent). Die Banken seien bei Krediten zwar vorsichtiger geworden, heißt es bei Crefo Factoring. Die meisten Mittelständler hätten momentan aber keine großen Schwierigkeiten, an Kredite zu gelangen.
Die Mittelständler im Bergischen können sich weiterhin auf eine überwiegend gute Zahlungsmoral ihrer Kunden verlassen, sehen sich aber vermehrt mit höheren Anforderungen für Kredite konfrontiert. Das ist das Ergebnis der aktuellen Ausgabe eine Untersuchung, die die Solinger CrefoFactoring regelmäßig durchführt. Der Factoring-Dienstleister der Creditreform befragt dafür Unternehmen in der Region und betrachtet auch die eigene Rechnungsabwicklung für Kunden.
Demnach bewerten fast 98 Prozent der rund 250 Umfrage-Teilnehmer die Zahlungsmoral ihrer Kunden als befriedigend oder besser. Im Schnitt vergeben sie eine 2,1 – das ist sogar noch mal 0,1 besser als im Vorjahr. Rund 90 Prozent der Firmen gaben an, dass der Großteil ihrer Rechnung innerhalb von 30 Tagen beglichen werde.
11,3 Prozent der Rechnungen müssen angemahnt werden
Das deckt sich etwa mit den Erfahrungen von Crefo-Factoring, die bei den rund 68 000 im Vorjahr abgewickelten Rechnungen im Durchschnitt nach 34 Tagen den Zahlungseingang feststellen konnten. 11,3 Prozent der Rechnungen mussten demnach angemahnt werden, ein Wert, der sich seit Jahren kaum verändert.
Aktuell sind die Unternehmen zufrieden mit der Zahlungsmoral
„Es verfestigt sich das Bild, dass fast alle Unternehmen sehr zufrieden sind mit der Zahlungsmoral ihrer Kunden“, fasst CrefoFactoring-Geschäftsführer Andreas Koch die längerfristige Entwicklung zusammen. Allerdings sei angesichts der derzeitigen Entwicklungen unklar, ob das so bleibe.
Zahlungsausfälle: Tendenz steigend
Ein Anhaltspunkt, dass sich die Lage auch drehen kann, bieten die Zahlungsausfälle: Hatte im Vorjahr kein Umfrage-Teilnehmer angegeben, dass er mehr als ein Prozent seiner Gesamtforderungen abschreiben musste, warne es diesmal 5,7 Prozent. 12,6 Prozent erklärten, von Insolvenzen auf Kundenseite betroffen zu sein.
Unternehmen gehen ans Eigenkapital
Zudem werde auch die Finanzierung über Kredite nicht einfacher, sagt Koch. 11,6 Prozent der befragten Unternehmen berichteten zum Beispiel von Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen. „Wenn man sieht, wie viele eine schlechte Eigenkapitalquote haben, passt das ja.“ Denn in der Krise knabbern einige Firmen mutmaßlich am Eigenkapital, was sich auch in der Umfrage widerspiegelt: Nachdem zuletzt deutlich über die Hälfte der Unternehmen ihre Eigenkapitalquote auf 30 Prozent oder mehr bezifferten, sind es aktuell noch 41,8.
So steht es um den Kontakt mit den Banken
Doch offenbar haben auch die Banken die Rahmenbedingungen verändert. Im Vorjahr gaben nur 3,8 Prozent der Firmen an, dass ihre Bank die Kreditzinsen erhöht habe, diesmal waren es 23,2 Prozent. Noch deutlicher sieht es bei höheren Anforderungen an die Eigenkapitalquote (von 3,6 auf 36,4 Prozent) und der Forderung nach zusätzlichen Sicherheiten (von 3,7 auf 42,4 Prozent) aus.
„Wenn man dann nur eine Hausbank hat, hat man keine Alternativen“, gibt Andreas Koch zu bedenken – und rät dazu, sich in guten Zeiten statt in der Krise eine weitere Bank zu suchen. Das hält aber offensichtlich nicht jede Firma in der Region so, etwa 42 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, mit nur einer Hausbank zusammen zu arbeiten. Auch dieser Wert sei seit Jahren stabil, sagt Koch.
Crefo: Zahlen sind Abbild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Die Solinger CrefoFactoring wickle derzeit für mehr als 100 Kunden quer über alle Branchen die Rechnungen ab, berichtet Geschäftsführer Koch. Das Volumen sei dadurch quasi ein Abbild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. „Für 2022 planen wir mit einem Ergebnis leicht über dem Vorjahr. Aber da kann natürlich noch alles mögliche passieren.“ Das unsichere Umfeld sei für seine Branche eher von Vorteil, so Koch. In solchen Zeiten würden die Kunden vor allem die schnelle Liquidität und den Schutz vor Ausfällen schätzen. „Die Factoring-Branche wächst seit Jahren konstant, aber am deutlichsten steigen die Zahlen in der Krise.“
Hintergrund
Zum Gebiet der Creditreform Solingen gehören die Großstädte Solingen, Remscheid und Leverkusen und acht kleinere Städte, darunter Radevormwald, Hückeswagen, Wermelskirchen und Burscheid.
Lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Sparkassenmagazins von der Digitalisierung der Arbeitsprozesse des Standortes Düsseldorf Neuss.
(PDF, 586kb)
Die CrefoFactoring-Gruppe, ein Unternehmen der Creditreform und Anbieter des Finanzierungsinstruments „Factoring“ hat in diesem Corona-Herbst 250 mittelständische Unternehmen im Gebiet um die Großstädte Solingen, Remscheid und Leverkusen befragt, wie es gegenwärtig um die Zahlungsmoral der Kunden bestellt ist:
Die Erhebung ergab, dass 98 % der Mittelständler gegenwärtig die Zahlungsweise ihrer Kunden als „befriedigend“ oder besser beurteilen. Als Durchschnittsnote, die die Unternehmen der Zahlungsmoral ihrer Kunden geben, ergibt sich eine gute 2,2 (Vorjahr 2,1).
Das Urteil, das die Mittelständler über die Zahlungsmoral ihrer Kunden abgeben, basiert einerseits auf den realisierten Zahlungszielen, andererseits auf den Forderungsverlusten.
92 % der befragten Firmen bekommen den Großteil ihrer Rechnungen innerhalb von 30 Tagen bezahlt, 3 % warten jedoch länger als zwei Monate auf ihr Geld.
Aus den eigenen Zahlungserfahrungen des Standortes Rhein-Wupper der CrefoFactoring-Gruppe, der in den ersten neun Monaten 2021 bisher 57.000 Rechnungen abgewickelt hat, ergibt sich aktuell eine durchschnittliche Zahlungsfrist – über alle Branchen – von 32 Tagen (Vorjahr: 36 Tage). Das Zahlungsverhalten der Öffentlichen Hand ist etwas schleppender geworden: 48 % der befragten Mittelständler wickeln Aufträge für öffentliche Auftraggeber ab. Bei 72 % der lokalen Mittelständler gehen Zahlungen der Öffentlichen Hand innerhalb von 30 Tagen ein, mittlerweile haben 98 % der befragten Unternehmen innerhalb von 60 Tagen ihr Geld. 2 % der Firmen warten länger als zwei Monate auf den Zahlungseingang.
Die Höhe der als uneinbringlich auszubuchenden Beträge liegt im untersuchten Gebiet etwas über den Summen, die der Mittelstand in der Bundesrepublik insgesamt zu verkraften hat. Zwei Drittel der hiesigen Mittelständler (67 %) können sich über geringe Forderungsverluste von 0,0 % bis 0,1 % freuen (Bund: 69 %) – 8 % der hiesigen Mittelständler beklagen Verluste von mehr als 1,0 %, deutschlandweit 6 % der Firmen.
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, von nur einer Hausbank abhängig zu sein. Von den 57 % der Mittelständler, die gegenwärtig Kredite in Anspruch nehmen, berichten über drei Viertel davon, dass sie gegenwärtig keine größeren Schwierigkeiten hätten, Kredite zu bekommen. Auch die günstigen Konditionen hätten sich im Vergleich nicht wesentlich verändert.
Dem Eigenkapital kommt für das unternehmerische Handeln entscheidende Bedeutung zu. Eigenkapitalmangel gehört zu den am häufigsten genannten Insolvenzgründen – und nur eine Finanzierung über ein solides Eigenkapital sichert stabiles Wachstum. 44 % der befragten bergischen Mittelständler verfügen über eine solide Eigenkapitaldecke von mindestens 30 %. Auf der anderen Seite sind 26 % der lokalen Mittelständler mit unter 10 % Eigenkapital-Anteil recht spärlich ausgestattet. Auch die Zahlen des Standortes Rhein-Wupper der CrefoFactoring-Gruppe für 2021 bestätigen die positive Bonitätsentwicklung: Im Vorjahr hat der Standort Rhein-Wupper noch Forderungsausfälle für Kunden in Höhe von 207.000 Euro übernommen.
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