Die Mittelständler im Bergischen können sich weiterhin auf eine überwiegend gute Zahlungsmoral ihrer Kunden verlassen, sehen sich aber vermehrt mit höheren Anforderungen für Kredite konfrontiert. Das ist das Ergebnis der aktuellen Ausgabe eine Untersuchung, die die Solinger CrefoFactoring regelmäßig durchführt. Der Factoring-Dienstleister der Creditreform befragt dafür Unternehmen in der Region und betrachtet auch die eigene Rechnungsabwicklung für Kunden.
Demnach bewerten fast 98 Prozent der rund 250 Umfrage-Teilnehmer die Zahlungsmoral ihrer Kunden als befriedigend oder besser. Im Schnitt vergeben sie eine 2,1 – das ist sogar noch mal 0,1 besser als im Vorjahr. Rund 90 Prozent der Firmen gaben an, dass der Großteil ihrer Rechnung innerhalb von 30 Tagen beglichen werde.
11,3 Prozent der Rechnungen müssen angemahnt werden
Das deckt sich etwa mit den Erfahrungen von Crefo-Factoring, die bei den rund 68 000 im Vorjahr abgewickelten Rechnungen im Durchschnitt nach 34 Tagen den Zahlungseingang feststellen konnten. 11,3 Prozent der Rechnungen mussten demnach angemahnt werden, ein Wert, der sich seit Jahren kaum verändert.
Aktuell sind die Unternehmen zufrieden mit der Zahlungsmoral
„Es verfestigt sich das Bild, dass fast alle Unternehmen sehr zufrieden sind mit der Zahlungsmoral ihrer Kunden“, fasst CrefoFactoring-Geschäftsführer Andreas Koch die längerfristige Entwicklung zusammen. Allerdings sei angesichts der derzeitigen Entwicklungen unklar, ob das so bleibe.
Zahlungsausfälle: Tendenz steigend
Ein Anhaltspunkt, dass sich die Lage auch drehen kann, bieten die Zahlungsausfälle: Hatte im Vorjahr kein Umfrage-Teilnehmer angegeben, dass er mehr als ein Prozent seiner Gesamtforderungen abschreiben musste, warne es diesmal 5,7 Prozent. 12,6 Prozent erklärten, von Insolvenzen auf Kundenseite betroffen zu sein.
Unternehmen gehen ans Eigenkapital
Zudem werde auch die Finanzierung über Kredite nicht einfacher, sagt Koch. 11,6 Prozent der befragten Unternehmen berichteten zum Beispiel von Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen. „Wenn man sieht, wie viele eine schlechte Eigenkapitalquote haben, passt das ja.“ Denn in der Krise knabbern einige Firmen mutmaßlich am Eigenkapital, was sich auch in der Umfrage widerspiegelt: Nachdem zuletzt deutlich über die Hälfte der Unternehmen ihre Eigenkapitalquote auf 30 Prozent oder mehr bezifferten, sind es aktuell noch 41,8.
So steht es um den Kontakt mit den Banken
Doch offenbar haben auch die Banken die Rahmenbedingungen verändert. Im Vorjahr gaben nur 3,8 Prozent der Firmen an, dass ihre Bank die Kreditzinsen erhöht habe, diesmal waren es 23,2 Prozent. Noch deutlicher sieht es bei höheren Anforderungen an die Eigenkapitalquote (von 3,6 auf 36,4 Prozent) und der Forderung nach zusätzlichen Sicherheiten (von 3,7 auf 42,4 Prozent) aus.
„Wenn man dann nur eine Hausbank hat, hat man keine Alternativen“, gibt Andreas Koch zu bedenken – und rät dazu, sich in guten Zeiten statt in der Krise eine weitere Bank zu suchen. Das hält aber offensichtlich nicht jede Firma in der Region so, etwa 42 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, mit nur einer Hausbank zusammen zu arbeiten. Auch dieser Wert sei seit Jahren stabil, sagt Koch.
Crefo: Zahlen sind Abbild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Die Solinger CrefoFactoring wickle derzeit für mehr als 100 Kunden quer über alle Branchen die Rechnungen ab, berichtet Geschäftsführer Koch. Das Volumen sei dadurch quasi ein Abbild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. „Für 2022 planen wir mit einem Ergebnis leicht über dem Vorjahr. Aber da kann natürlich noch alles mögliche passieren.“ Das unsichere Umfeld sei für seine Branche eher von Vorteil, so Koch. In solchen Zeiten würden die Kunden vor allem die schnelle Liquidität und den Schutz vor Ausfällen schätzen. „Die Factoring-Branche wächst seit Jahren konstant, aber am deutlichsten steigen die Zahlen in der Krise.“
Hintergrund
Zum Gebiet der Creditreform Solingen gehören die Großstädte Solingen, Remscheid und Leverkusen und acht kleinere Städte, darunter Radevormwald, Hückeswagen, Wermelskirchen und Burscheid.